19.4.20, Coronavirus (VII)
Leopoldina (13.4.2020): Dritte Ad-hoc-Stellungnahme: Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden, www.leopoldina.org/presse-1/nachrichten/ad-hoc-stellungnahme-coronavirus-pandemie/:
- (p.5) 2. Entscheidungsgrundlagen mit Daten und Modellen optimieren
- Die Erhebung des Infektions- und Immunitätsstatus der Bevölkerung muss substantiell verbessert werden
- … möglichst gute Quantifizierung der Infektionsprozesse, um … eine Modellierung der epidemiologischen Entwicklung … zu ermöglichen …
- Eine verbesserte Kenntnis der gegenwärtigen Situation muss durch longitudinale Testung regional unter-schiedlicher Kohorten erreicht werden
- … reale Anteil Infizierter, Erkrankter, Verstorbener und immuner Personen …
- (p.6) Der Prozess der Datenerfassung, Datenaufbereitung, Standardisierung und Integration in prognostische Modelle muss substantiell beschleunigt werden
- … tagesaktuell und regional hochaufgelöste Vorhersagen … berechnen …
- Traditionelle Melde- und Monitoringsysteme sollten durch innovative Methoden aus der digitalen Epidemiologie ergänzt werden
- … Ansätze zur „digitalen Datenspende“ …
- (p.7) 3. Risikokommunikation verbessern und verantwortliches individuelles Verhalten fördern
- … Um Risiken realistisch einschätzen zu können, müssen absolute Zahlen durch aussagekräftige Vergleiche ergänzt werden
- … Informationsdichte und … selektive Präsentation … absoluter Zahlen … erschweren den Blick auf die tatsächlichen Risiken …
- (p.9) Das zivilgesellschaftliche Leben muss schrittweise wieder ermöglicht werden
- … Das öffentliche Leben ist … durch die geltenden Einschränkungen tiefgreifend gestört und weitgehend stillgestellt …
- 4. Psychische und soziale Folgen der Krise abfedern
- … Den eigenverantwortlichen Umgang mit der Situation fördern
- … Alles, was Menschen selbst aktiv tun können, steigert ihr Kontrollgefühl …
- (p.10) Mit Betreuungs-, Beratungs- und Hilfsangeboten sollten Familien unterstützt werden
- … Zu den besonderen Risikogruppen gehören Alleinerziehende, Migrantinnen und Migranten ohne Sprachkenntnisse, alleinlebende Ältere, psychisch Erkrankte, Pflegefälle und Arbeitslose …
- 5. Abwägungs- und Entscheidungsprozesse transparent gestalten
- (p.11) … Die Grundrechtseingriffe müssen in Maß und Umfang in einem angemessenen Verhältnis zu Ziel und Zweck der Maßnahmen stehen
- … müssen … auch die nicht-intendierten Nebenfolgen der Grundrechtseingriffe berücksichtigt werden …
- Die Risikobewertung muss unterschiedliche Ziele und Folgen berücksichtigen
- … Erst die Einbeziehung der nicht-intendierten Nebenfolgen macht die ganze Komplexität dieser Aufgabe der Abwägung kollidierender Güter deutlich.
- Zielkonflikte müssen identifiziert und bei der Entscheidungsfindung abgewogen werden
- (p.12) Zielkonflikte … bilden die Struktur einer funktional differenzierten Gesellschaft ab, in der sich … Logiken des Handelns unterscheiden … die Differenzierung … macht die Leistungsfähigkeit der modernen Gesellschaft … aus. Gleichzeitig erschwert sie der Politik eine … übergeordnete Handlungskoordination. Diese Struktur findet sich … spiegelbildlich auf der Seite von wissenschaftlicher Expertise und Beratung, die in der Regel der jeweiligen disziplinären Perspektive verhaftet bleibt. Die dringliche Frage … ist … in welchen … Abwägungsverfahren sich hier konsistente Entscheidungen treffen lassen …
- (p.13) 6. Bildungsbereiche schrittweise öffnen
- (p.14) 7. Mit nachhaltigen ökonomischen Maßnahmen die Krise überwinden
- (p.16) Auf nationaler und europäischer Ebene die Krise nachhaltig bewältigen
- … wegen der mindestens ebenso bedrohlichen Klima- und Biodiversitäts-Krise kann es nicht einfach eine Wiederherstellung des vorherigen Status geben … aus den Erfahrungen mit der Coronavirus-Pandemie und ihren Ursachen Lehren für die Zukunft … ziehen. Die generelle Zunahme der Bevölkerung, Urbanisierung und globale Mobilität, die … Abnahme der Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen durch Landnutzungsänderungen und der Klimawandel tragen wesentlich zum Ausbruch von Epidemien … bei. Staatliche Maßnahmen … sollten … Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen … Wahrnehmung dieser historischen Chance …
- (p.17) … sollten strukturpolitische Zielsetzungen, etwa im Hinblick auf die öffentliche Daseinsvorsorge und den Schutz von Gemeinschaftsgütern speziell in den Bereichen Gesundheits-, Klima- und Ökosystemschutz, vorrangig berücksichtigt werden.
Zu dieser dritten Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina:
Rosol C, Renn J, Schlögl R (SZ, 15.4.20, S.9): Der Schock hat System. Warum gerade jetzt die Zeit ist für verstärkten Klima- und Artenschutz. Ein Gastbeitrag von Co-Autoren der Leopoldina-Stellungnahme. „… zeichnet sich … ein direkter Zusammenhang zwischen Gesundheits-, Klima- und Biodiversitätskrise ab. Eine wesentlich Ursache für den … Anstieg von neuen, zwischen Tier und Mensch übertragenen Infektionskrankheiten ist die rasant voranschreitende Zerstörung des Lebensraums von Wildtieren … Biologen sehen … die wirksamste Prophylaxe gegen Epidemien … der Art, wie wir sie mit Corona … global durchleben, in einem … Schutz der natürlichen Vielfalt und dem Aufrechthalten räumlicher Barrieren zwischen Wirtstier und Mensch … Menschen leben in einer defossilisierten Gesellschaft gesünder und länger … Neue Konzepte in der Gesundheitsforschung wie ,One Health‘ und ,Planetary Health‘ tragen dem Umstand des elementaren Zusammenhangs zwischen Tier-, Umwelt- und menschlicher Gesundheit bereits Rechnung … etablieren sich neuere Forschungsansätze im Kooperationsbereich von Natur- und Kulturwissenschaften … eine Art ,,Geoanthropologie” oder Erde-Mensch-Wissenschaft des Anthropozäns … die notwendige Anpassung an die systemischen Risiken der Gegenwart und die Beseitigung ihrer Ursachen effektiv zusammenbringen … sind wir gut beraten, die zu setzenden wirtschaftlichen Impulse nachhaltig zu gestalten … – – – Christoph Rosol ist Leiter der Forschungsgruppe ,Anthropozän‘ am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Haus der Kulturen der Welt. Jürgen Renn ist Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Robert Schlögl ist Direktor am Fritz-Haber Institut sowie am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion. Die Autoren waren an der Erstellung der dritten Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina … beteiligt.“
Schrappe M (ehem. Stellv. Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit), François-Kettner H, Gruhl M, Knieps F, Pfaff H, Glaeske G (5.4.20): Thesenpapier zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19. Datenbasis verbessern – Prävention gezielt weiterentwickeln – Bürgerrechte wahren, http://matthias.schrappe.com/einzel/thesenpapier_corona.pdf
- (p.3) Präambel. „Der vorliegende Text stellt sich der Aufgabe, die epidemiologische Problemlage wissenschaftlich zu klären und … Empfehlungen für wirksame Präventionsmaßnahmen abzuleiten. Die Vorschläge … werden in einen gesellschaftspolitischen Rahmen gestellt …“
- (p.8) Vorbemerkung. „Das Ausmaß der weltweiten Bedrohung durch die SARS-CoV-2/Covid-19-Pandemie ist bislang nicht zuverlässig einzuschätzen … Interaktion zwischen Politik und Wissenschaft ist zur Bewältigung einer solchen Krise wünschenswert … jedoch nur dann ein sinnvolles Vorgehen … wenn die Breite der relevanten wissenschaftlichen Ansätze und fachlichen Expertisen zutreffend abgebildet wird … die in erster Linie nachgefragten naturwissenschaftlichen bzw. diagnostischen Erkenntnisse … alleine nicht hinreichend … müssen Erkenntnisse aus den Bereichen Epidemiologie, Verhaltenspsychologie, Kognitionswissenschaften, Public Health, Soziologie, Ökonomie, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft mit herangezogen werden.“
- (p.17) „These 1: Die zur Verfügung stehenden epidemiologischen Daten (gemeldete Infektionen, Letalität) sind nicht hinreichend, … die Ausbreitung und das Ausbreitungsmuster der SARS-CoV-2/Covid-19-Pandemie zu beschreiben, und können daher nur eingeschränkt zur Absicherung weitreichender Entscheidungen dienen.
- … Die Zahl der gemeldeten Infektionen hat nur eine geringe Aussagekraft, da kein populationsbezogener Ansatz gewählt wurde … Die Zahlen zur Sterblichkeit (Case Fatality Rate) überschätzen derzeit das Problem und können nicht valide interpretiert werden … SARS-CoV-2 kann als nosokomiale Infektion in Krankenhäusern und Pflege- bzw. Betreuungseinrichtungen … übertragen werden … SARS-CoV-2/Covid-19 stellt ein lokales Herdgeschehen (Cluster) mit nicht vorhersehbarem Muster des Auftretens dar.
- (p.22) These 2: Die allgemeinen Präventionsmaßnahmen (z.B. social distancing) sind theoretisch schlecht abgesichert, ihre Wirksamkeit ist beschränkt und … sie sind hinsichtlich ihrer Kollateralschäden nicht effizient … müssen… ergänzt und allmählich ersetzt werden durch Zielgruppen-orientierte Maßnahmen, die sich auf die vier Risikogruppen hohes Alter, Multimorbidität, institutioneller Kontakt und Zugehörigkeit zu einem lokalen Cluster beziehen.
- (p.26) These 3: Entstehung und Bekämpfung einer Pandemie sind in gesellschaftliche Prozesse eingebettet. Die derzeitig angewandte allgemeine Präventionsstrategie (partieller shutdown) … birgt … die Gefahr, die soziale Ungleichheit und andere Konflikte zu verstärken … Risiko eines Konfliktes mit den normativen und juristischen Grundlagen der Gesellschaft. Demokratische Grundsätze dürfen nicht gegen Gesundheit und Bürgerrechte ausgespielt werden. Die Einbeziehung von Experten aus Wissenschaft und Praxis muss in einer Breite erfolgen, die einer solchen Entwicklung entgegenwirkt.“
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. (Update vom 15.04.2020): COVID-19: Wo ist die Evidenz? Stellungnahme des EbM-Netzwerks, www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/covid-19
- … Die mediale Berichterstattung berücksichtigt … in keiner Weise die von uns geforderten Kriterien einer evidenzbasierten Risikokommunikation …
- … Es gibt nach wie vor keine zuverlässigen Zahlen zu der Letalität von COVID-19 …
- Es gibt insgesamt noch sehr wenig belastbare Evidenz, weder zu COVID-19 selbst noch zur Effektivität der derzeit ergriffenen Maßnahmen … nicht auszuschließen, dass die COVID-19 Pandemie eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt, und NPIs [Nicht-pharmakologische Interventionen] – trotz weitgehend fehlender Evidenz – das einzige sind, was getan werden kann. Es ist aber ebenso möglich, dass durch die derzeit durchgeführten NPIs viel größerer Schaden angerichtet wird als durch die Epidemie selbst. NPIs … sollten nicht ohne akribische Begleitforschung durchgeführt werden … erforderlich … umgehend Kohorten und Register aufzubauen … Zufallsstichproben der Gesamtbevölkerung auf SARS-CoV-2 zu untersuchen, um die wahre Durchseuchungsrate zu erfassen.
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V., Stellungnahme 27.03.2020: Covid-19 Pandemie: So viel Zeit muss sein! Keine Experimente mit der alten und chronisch kranken Bevölkerung ohne wissenschaftliche Begleitung, www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/pdf/stn-20200327-covid19-begleitforschung
Kompetenznetzwerk Public Health COVID-19, www.public-health-covid19.de/: “ein Ad hoc-Zusammenschluss von über 15 wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Verbänden aus dem Bereich Public Health, die hier ihre methodische, epidemiologische, statistische, sozialwissenschaftliche und (bevölkerungs-)medizinische Fachkenntnis bündeln … Die Informationen richten sich primär an Behörden, Institutionen und politische Entscheidungsträger*innen. Angehörigen der Heilberufe empfehlen wir die Seiten des RKI und der jeweiligen medizinischen Fachgesellschaften. Für die Öffentlichkeit empfehlen wir die Seiten der BZgA.
- Arbeitsgruppen: Modellierung; Riskokommunikation und -wahrnehmung; Gesundheitskompetenz; Ethik; Übergangsstrategien; Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Nicht-Pharmakologischen Interventionen (NPI); Gesundheit und Arbeit; Vulnerabilität; Anforderungen an das deutsche Gesundheitssystem; Gesundheitliche Aspekte der sozialen Isolation; Indirekte Gesundheitsfolgen von Maßnahmen des Infektionsschutzes
DÄB 9.4.20: Hohe Dunkelziffer: Zahl der Infizierten in Deutschland möglicherweise schon bei 460.000, www.aerzteblatt.de/nachrichten/111854/Hohe-Dunkelziffer-Zahl-der-Infizierten-in-Deutschland-moeglicherweise-schon-bei-460-000?rt=e129c00bc51fea261963a14add9c8ee9
DÄB 14.4.20: Coronakrise wird Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, www.aerzteblatt.de/nachrichten/111915/Coronakrise-wird-Schwerpunkt-der-deutschen-EU-Ratspraesidentschaft?rt=e129c00bc51fea261963a14add9c8ee9
DÄB 17.4.20: Gesamtüberblick über Studien zu SARS-CoV-2 in Deutschland, www.aerzteblatt.de/nachrichten/112047/Gesamtueberblick-ueber-Studien-zu-SARS-CoV-2-in-Deutschland
Telefonkonferenz der Bundeskanzlerin mit den RegierungschefInnen der Länder am 15. April 2020, Beschluss TOP 2, Beschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der COVID19-Epidemie, www.bundesregierung.de/resource/blob/973812/1744226/bcf47533c99dc84216eded8772e803d4/2020-04-15-beschluss-bund-laender-data.pdf?download=1
SZ-Titelstories
- Braun S (SZ, 30.3.2020): Merkel bittet: „Seien Sie geduldig“. Die Kanzlerin lobt die Bevölkerung, sieht aber keinen Anlass, die Beschränkungen zu lockern. Die Zahl der Corona-Infektionen steigt weltweit – Politiker fordern Debatte über die Zeit danach.
- Bauchmüller M et al. (SZ, 31.3.2020): Wirtschaft könnte 2021 wieder wachsen. Deutschland rutscht in die Rezession, da sind sich Ökonomen einig. Doch der Sachverständigenrat hält eine schnelle Erholung für möglich. Für kleine Betriebe dürfte es allerdings eng werden.
- Beise M et al. (SZ, 1.4.2020): Berlin ringt um Corona-Bonds. Die Bundesregierung lehnt es ab, für die Schulden anderer Staaten zu haften. Doch der Druck, sich solidarisch zu zeigen, ist groß. In der SPD deutet sich eine Öffnung für gemeinsame Anleihen an.
- Endt C et al. (SZ, 2.4.2020): Merkel: “Eine großartige Leistung“. Die Bundeskanzlerin bedankt sich bei den Bürgern dafür, dass sie sich an die Kontaktbeschränkungen halten. Diese werden bis nach Ostern verlängert. Das Virus breitet sich etwas langsamer aus.
- Balser M et al. (SZ, 3.4.2020): Autobranche will EU-Klimapläne bremsen. Die wichtigste deutsche Industrie leidet massiv unter der Corona-Krise. Nun hofft sie auf Zugeständnisse bei den geplanten CO2-Grenzwerten. Doch Brüssel bleibt hart.
- Grill M et al. (SZ, 4.4.2020): Trügerische Sicherheit. Im Internet und in Apotheken bieten Firmen immer häufiger Corona-Schnelltests an. Doch die sind äußerst unzuverlässig. Mediziner und Behörden warnen – einschreiten können sie nicht.
- Auer K et al. (SZ, 6.4.20): Der Rettungsschirm wird immer größer. Das Hilfspaket zur Bewältigung der Corona-Krise summiert sich inzwischen auf 1173 Milliarden Euro. Die Kreditvergabe soll noch mal erleichtert werden, Pflegekräfte erhalten Bonuszahlungen.
- Bullion C von et al. (SZ, 7.4.20): EU vor „größter Bewährungsprobe“. Kanzlerin Merkel betont in der Corona-Krise den europäischen Zusammenhalt. Um die Verbreitung des Virus in Deutschland einzudämmen, soll Quarantäne für Einreisende beschlossen werden.
- Finke B et al. (SZ, 8.4.20): Corona-Anleihen spalten die EU. Europas Finanzminister sind sich nur einig, dass es ein Hilfspaket geben muss. Fraglich ist aber, ob die Länder gemeinsam für die Schulden haften sollen. Auch in Berlin ist man darüber uneins.
- Janisch W (SZ, 9.4.20): Verhältnismäßig frei. Vor den Feiertagen wächst der Unmut der Bürger über die tiefen Einschnitte in ihr Leben. Einige versuchen, die Verbote mit Klagen zu Fall zu bringen. Könnten sie Erfolg haben.
- Finke B. (SZ, 11.4.20, Ostersamstag): 500 000 000 000 Euro. Die EU-Finanzminister einigen sich auf ein Hilfspaket für klamme Staaten in der Corona-Krise. Der Streit über gemeinsame Anleihen bleibt, in zwei Wochen beraten die Regierungschefs.
- Deininger R et al. (SZ, 14.4.20): Mit Vorsicht zurück in den Alltag. Experten empfehlen, Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Epidemie in Deutschland zu lockern. Vor allem Grundschulen sollen bald wieder öffnen. Politiker reagieren uneinheitlich.
- Ludwig K (SZ, 15.4.20): Suche nach gemeinsamer Exit-Strategie. Bund und Länder wollen am Mittwoch einen einheitlichen Rahmen für mögliche Lockerungen finden. Vor dem Treffen mit der Kanzlerin schmieden einige Ministerpräsidenten aber schon eigene Pläne.
- Beisel KM et al. (SZ, 16.4.20): Ein wenig Alltag kehrt zurück. Bund und Länder haben sich auf eine Verlängerung der Kontaktbeschränkungen geeinigt. Kleinere Geschäfte sollen wieder öffnen, dich beim Einkaufen werden Masken „dringend empfohlen“.
- Balser M et al. (SZ, 17.4.20): Wenn alles stillsteht. Wann läuft die Wirtschaft wieder an? Die Ungeduld bei deutschen Unternehmen wächst. Aber Experten warnen vor falschen Hoffnungen.
- Berndt C et al. (SZ, 18.4.20): Fieberkurven. Die Corona-Infizierten in Deutschland stecken weniger Menschen an als noch vor Tagen. Aber was bedeutet das? Und wie aussagekräftig sind die anderen Zahlen zur Epidemie?
SZ sonst
- Bauchmüller M (SZ, 30.3.2020, S.5): „Wir stolpern von Krise zu Krise“ … Wie Corona auch die Umweltpolitik ändern kann. Die Krise als Chance – nach Auffassung des Umweltbundesamtes kann das in Corona-Zeiten auch fürs Klima gelten … – Dirk Messner, 57, … Präsident des Umweltbundesamtes … [Messner:] Krisen sind … oft Knotenpunkte von Entwicklungen … Deshalb müssen wir jetzt zeigen, welche Lösungen wir haben, die in eine nachhaltige Zukunft führen … da sollten wir solche Investitionen nach vorne schieben, bei denen wir sowohl die Folgen der Corona-Krise bekämpfen als auch den Klimaschutz voranbringen … Beispiele: Wir brauchen eine Elektrifizierung des Verkehrs, um ihn klimafreundlicher zu machen. Teile eines Konjunkturpakets könnten wir dafür verwenden … In allen … Bereichen würden neue Jobs, wirtschaftliche Entwicklung einhergehen mit Klimaschutz … Es wird … auch um die Deutungshoheit über die Zukunft gehen. … Wege in eine bessere Zukunft … die können und müssen wir beschreiben … Vielleicht hilft uns die Corona-Krise dabei, kulturelle Innovationen zu ermöglichen: Lebensstile, die Wohlbefinden mit den Grenzen der Ökosysteme in Einklang bringen … Wir lernen wieder, wie wichtig öffentliche Institutionen sind … wir üben uns in Solidarität …“
- Weissmüller L (SZ, 31.3.2020, S. 9): Die Kehrseite der Urbanisierung. Das Coronavirus macht keinen Unterschied zwischen Stadt und Land, trotzdem trifft es Städte deutlich härter. Wie die Pandemie alles, was Metropolen lebenswert und erfolgreich gemacht hat, in ein Horrorszenario verwandelt. „… Das Versprechen der Stadt war die Dichte an Menschen und die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben … Vorbei … In Krankheitszeiten war die Dichte der Stadt schon immer ihr größtes Problem …“
- Matzig G (SZ, 2.4.2020, S.9): Wie Lego. Die Münchner Architektin Christine Nickl-Weller spricht über das Geheimnis guter Krankenhäuser – und warum Deutschland in manchem besser und in manchem schlechter ist als andere Länder
- Richter P (SZ, 6.4.20, S. 9): Stress im Schutzraum. Ein Gespräch mit Beatriz Colomina, Architekturhistorikerin in Princeton, über modernes Bauen als Seuchenbekämpfung, Häuslichkeit im Bunker und Familienbildern wie aus den Fünfzigern.
- Piper N (SZ, 11.4.20, S.21): Die Ökonomie des Todes. Die Pestepidemie im europäischen Mittelalter war eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Trotzdem hat sie langfristig der wirtschaftlichen Entwicklung genutzt. Über die paradoxen Spätfolgen von Seuchen.
- Gammelin C (SZ,15.4.20, S.1): „Diese Krise ist wie keine zuvor“. Der IWF rechnet mit dem größten Wirtschaftseinbruch seit fast 100 Jahren. Die Euro-Zone kann es besonders stark treffen.
Weiteres
- Allmendinger J (10.4.20): Folgen der Coronakrise – Der Schuldenberg des Vertrauens. Ein Gastbeitrag von Jutta Allmendinger. Die Coronakrise offenbart das Solidaritätspotenzial unserer Gesellschaft. Das reicht aber nicht. Viele Menschen haben Vorleistungen erbracht, die nun eingelöst werden müssen.