24 May 2020, Φ Coronavirus (IX)

24.5.20, Coronavirus (IX)

  • Cobey S (2020_04_25: Modeling infectious disease dynamics. The spread of the coronavirus SARS-CoV-2 has predictable features. Viewpoint: COVID-19. Science 368 (6492), 713-714, DOI: 10.1126/science.abb5659, https://science.sciencemag.org/content/368/6492/713?utm_campaign=toc_sci-mag_2020-05-14&et_rid=274816204&et_cid=3326757: … The emergence of … SARS-CoV-2 … has offered the world a crash course in modern epidemiology, starting with lessons in case detection and exponential growth … also reminded scientists of the challenges of communicating effectively during uncertainty … More than a century studying the size and timing of outbreaks … has given rise to a … quantitative and partially predictive theory of the dynamics of infectious diseases … SARS-CoV-2 is likely to circulate in humans for many years to come … Mathematical modeling and historical influenza pandemics provide a warning about comparing the effects of interventions in different populations. A rapid decline in … COVID-19 … cases … might be taken as evidence that interventions have been especially effective … But simple models show that epidemic dynamics become deeply unintuitive when there is seasonal variation in susceptibility or transmission, and especially when there is movement between populations … The scientific challenge now is to identify, through inference and simulation, measures that could provide as-good or better protection with less social cost …
  • Dellweg et al. (2020_05_08): Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) zur Auswirkung von Nase-Mund-Masken auf den Eigen- und Fremdschutz bei aerogen übertragbaren Infektionen in der Bevölkerung, https://pneumologie.de/fileadmin/user_upload/COVID-19/2020-05-08_DGP_Masken.pdf: … Kernaussage 1: Nicht medizinische Mund-Nasenmasken bieten einen nachgewiesenen Fremdschutz. Ein Selbstschutz ist nicht nachgewiesen, aber wahrscheinlich. Kernaussage 2: Durch das Tragen von Mund-Nasenmasken wird die exspirierte Aerosolwolke in ihrer Ausdehnung zu einer gegenüberstehenden Person reduziert, jedoch nach lateral und cranial in geringem Maße umgeleitet. Der propagierte Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern erscheint … ausreichend zu sein. Kernaussage 3: Der schützende Effekt der Maske kommt vor allem innerhalb von geschlossenen Räumen zum Tragen. Unter freiem Himmel kann bei Einhalten des Sicherheitsabstandes auf den Mundschutz verzichtet werden. Kernaussage 4: Masken mit Exspirationsventil sollten zum gegenseitigen Schutz nicht eingesetzt werden … Kernaussage 9: Bei Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen und vorhandener Ruhe- oder Belastungsdyspnoe und/oder eingeschränkter Lungenfunktion … sollte eine Blutgasanalyse bei anliegender Maske, idealerweise unter Belastung durchgeführt werden.
  • Marston C, Renedo A, Miles S (2020_05_04): Community participation is crucial in a pandemic. Comment. The Lancet, Online first, DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)31054-0, thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)31054-0/fulltext
  • Nationale Forschungsplattform für Zoonosen; Forschungsnetz zoonotische Infektionskrankheiten (2020_03_27): Coronavirus-Pandemie zeigt Notwendigkeit von “One Health”-Ansätzen, zoonosen.net/coronavirus-pandemie-zeigt-notwendigkeit-von-one-health-ansaetzen: Das neuartige Coronavirus …, welches momentan die Welt lähmt, ist vom Tier auf den Menschen übergegangen … Solche zoonotischen Ereignisse sind keine Seltenheit. Etwa zwei Drittel aller neuen Infektionskrankheiten stammen vom Tier … die Prävention und Bekämpfung dieser Infektionskrankheiten nur im Schulterschluss verschiedener Fachbereiche möglich … nur mit einem “One Health”-Ansatz können die komplexen Zusammenhänge der Gesundheit von Tier, Mensch und Umwelt berücksichtigt … und … wirksame und nachhaltige Maßnahmen getroffen werden …
  • Zielasek J et al (2020_05_22): COVID-19-Pandemie – Psychische Störungen werden zunehmen. Deutsches Ärzteblatt 117, H.21:A1114-7 + Lit., aerzteblatt.de/archiv/214109?rt=e129c00bc51fea261963a14add9c8ee9: … Die Erfahrungen mit früheren Virusepidemien … und Wirtschaftskrisen … zeigen, dass soziale Isolation und abzusehende wirtschaftliche Folgen ungünstige Faktoren für die seelische Gesundheit … sind … ist mit einem Anstieg psychischer Störungen sowohl bei COVID-19-Erkrankten als auch in der Allgemeinbevölkerung zu rechnen. Dabei dürften Anpassungsstörungen, Angsterkrankungen, Depressionen und Traumafolgestörungen im Vordergrund stehen … Nach einer initial verringerten Inanspruchnahme … ist mit einer lang dauernden Phase zunehmender und erst sehr langsam wieder abnehmender Inanspruchnahme des psychiatrischen Versorgungssystems … zu rechnen. Entscheidend sind dann Prävention …, Früherkennung und Frühbehandlung … folgende Vorschläge: ● Verstetigung und Evaluation telepsychiatrischer Videokonsultationen und Online-Therapien ● Primärprävention sowie Förderung der Früherkennung und Frühbehandlung psychischer Erkrankungen durch … Informationskampagnen für die Bevölkerung, für COVID-19-Betroffene und ihre Familien, und für medizinisches Personal ● Initiativen zur Verbesserung der somatischen Versorgung psychisch Erkrankter …

SZ-Titelstories:

  • Bauchmüller M et al. (SZ, 4.5.2020): Die Wirtschaft wird ungeduldig. Nach fast zwei Monaten Shutdown und Milliardenverlusten fordern Verbandschefs und Ökonomen, die Beschränkungen zu lockern. Ein Stufenplan sei nötig, um die Zukunft nicht zu gefährden.
  • Rossbach H (SZ, 5.5.20): Ende der Einigkeit. Immer mehr Bundesländer möchten die Maßnahmen gegen das Coronavirus eigenständig lockern. Damit verstoßen sie gegen eine Verabredung untereinander – und mit Kanzlerin Merkel.
  • Gammelin C et al. (SZ, 6.5.20): EZB handelt teilweise verfassungswidrig. Karlsruhe fordert, dass die Europäische Zentralbank ihren Kauf von Staatsanleihen nachvollziehbar begründet und auch die Interessen von Sparern berücksichtigt.
  • Bullion C von (SZ, 7.5.20): „Wir können uns ein Stück Mut leisten“. Kanzlerin Merkel stellt weitgehende Lockerungen im öffentlichen Leben vor. Sollten die Infektionen aber wieder stark zunehmen, müssen lokal erneut Beschränkungen eingeführt werden.
  • Beisel KM et al. (SZ, 8.5.20): Seehofer soll die Grenzen öffnen. Unions-Abgeordnete fordern den Innenminister auf, die Kontrollen zu beenden. Diese seien für den Kampf gegen das Coronavirus nicht mehr nötig.
  • Endt C et al. (SZ, 9.5.20): Die verflixte 50. Experten halten den neuen Corona-Plan von Bund und Ländern für gefährlich, weil der Grenzwert zu hoch angesetzt sei. Die Epidemie könnte schnell wieder außer Kontrolle geraten.
  • Illinger P (SZ, 11.5.20): Sehnsucht nach Lockerung. Die Pandemie ist längst nicht gebannt, doch steigt das Verlangen nach einem Ende der Corona-Beschränkungen. Nur noch ein Viertel der Deutschen macht sich große Sorgen.
  • Esslinger D et al. (SZ, 12.5.20): Kritik an Corona-Protesten. In zahlreichen deutschen Städten demonstrierten Tausende gegen die Schutzmaßnahmen. Viele Politiker sehen in einer Allianz aus Verschwörungstheoretikern und Radikalen eine Gefahr.
  • Brössler D et al. (SZ, 13.5.20): Druck auf Seehofer wächst. Angesichts sinkender Infektionszahlen dringen immer mehr Politiker auf eine Lockerung der Reisebeschränkungen. Doch der Innenminister hält es für zu riskant, die Kontrollen generell aufzuheben.
  • Beisel KM et al. (SZ, 14.5.20): Deutschland will die Grenzen öffnen. Die Kontrollen an den Übergängen sollen von Samstag an langsam gelockert werden. Freien Reiseverkehr wird es laut Innenminister Seehofer aber frühestens Mitte Juni geben.
  • Gammelin C (SZ, 15.5.20): “Nicht gegen die Krise ansparen“. Obwohl Deutschland in diesem Jahr wegen der Pandemie fast 100 Milliarden Euro Steuereinnahmen wegbrechen werden, will Finanzminister Scholz an allen Vorhaben der Koalition festhalten.
  • Bielicki J et al (SZ, 16.5.20): Diffuse Unruhe. Ärger über die Corona-Beschränkungen treibt Tausende auf die Straße. Politiker erinnert der Protest an den Flüchtlingsherbst 2015. Einfache Lösungen gab es damals wie heute nicht.
  • Gammelin C (SZ, 18.5.20): Streit über Hilfspaket für Kommunen. Finanzminister Olaf Scholz will mit 57 Milliarden Euro Städte und Gemeinden unterstützen und sie von ihren Altschulden befreien – die CDU sowie etliche Bundesländer protestieren.
  • Fried N (SZ, 19.5.20): 500 Milliarden für den Aufschwung. Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Macron fordern ein weiteres EU-Programm. Es soll besonders von der Corona-Krise betroffenen Staaten bei der wirtschaftlichen Erholung helfen.
  • Charisius H et al. (SZ, 20.5.20): Die große Hoffnung. Forscher versprechen im Moment viel. Doch bis die Menschheit durch einen Impfstoff vor dem Coronavirus geschützt ist, wird es noch dauern. Und das Gezerre um die Patente beginnt schon.
  • Gurk C et al. (SZ, 22.5.20): Das Virus befällt die ganze Welt. Die WHO registriert 106 000 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden – so viele wie noch nie. Vor allem in den Schwellenländern breitet sich der Erreger rasant aus.
  • Berndt C et al. (SZ, 23.5.20): Was Kinder brauchen. Verhaltensauffälligkeiten und Gewalt: Die Jüngsten leiden unter den Corona-Maßnahmen. Dabei wachsen Zweifel, ob die Einschränkungen bei Schul- und Kitabesuch gerechtfertigt sind.

SZ sonst

  • SZ, 12.5.20 (S. 1): Gesundheitsämter fordern Reformen. Kommunen und Ärzte kritisieren Ausstattung der Behörden.
  • Szymanski M (SZ, 12.5.20, S. 1): Piks mit der Finanzspritze. Kommunen, Landkreise und Ärzte sind unzufrieden mit der Hilfe des Bundes für örtliche Gesundheitsbehörden.
  • Schmidt M (SZ, 12.5.20, S.9): Alice hinter den Masken. Dem Coronavirus soll jeder Mensch kühl und strategisch begegnen. Aber ohne Gefühle und Metaphern kommt niemand unbeschadet durch eine Pandemie. — Hierzu S. 1: Wunderland der Wut. Wirken strenge Schutzregelungen, tobt das Coronavirus nicht so heftig – es erscheint aber auch weniger gefährlich. An „Alice im Wunderland“, Heldin aller Paradoxe, zeigt sich die Reaktion: Verwirrung, Trauer und Trotz.
  • Daum AW (SZ, 16.5.20): Vermessung der Seuche. Bereits Alexander von Humboldt spürte Infektionskrankheiten nach – und sah in ihnen eine gesellschaftliche Herausforderung: Was man in Corona-Zeiten von dem berühmten Naturforscher lernen kann.
  • Hulverscheidt C et al. (SZ, 20.5.20, S. 17): Sinnkrise im Büro. Nicht nur die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt wirken zu Corona-Zeiten wie verwaist – weltweit prüfen Firmenchefs, ob sie ihre teuren Immobilien noch brauchen, wenn Home-Office so gut funktioniert. Das Arbeitsleben wird sich radikal verändern.
  • Freund N (SZ, 22.5.20, S.9): Die Dramaturgie des Risikos. Wir brauchen eine Umgangsroutine mit dem Coronavirus.