13 Mar 2019, Φ Pinakothek der Moderne: „Die Neue Heimat“

Pinakothek der Moderne, München: Die Neue Heimat (1950-1982) – Eine sozialdemokratische Utopie und ihre Bauten. 28.2. – 19.5.2019
https://rfehrdoteu.file2019_03_13 Müchen Pinakothek der Moderne Neue Heimat

Kooperation des Architekturmuseums der TUM mit dem Hamburgischen Architekturarchiv und dem Museum für Hamburgische Geschichte, www.pinakothek-der-moderne.de/ausstellungen/neue-heimat/:

  • “Die ‚Neue Heimat‘ war der größte … nicht-staatliche Wohnungsbaukonzern im Europa der Nachkriegszeit. In einem Zeitraum von über dreißig Jahren hat das Gewerkschaftsunternehmen mehr als 400.000 Wohnungen und … seit den sechziger Jahren auch zahlreiche Kommunal- und Gewerbebauten … geplant und ausgeführt … Die Projekte der Neuen Heimat sind … Ergebnis eines einzigartigen Zusammenspiels von wirtschaftlichen Interessen und Politik“
  • „Der skandalträchtige Zusammenbruch des Unternehmens Anfang der achtziger Jahre wirkte wie ein Schock auf die westdeutsche Bevölkerung“
  • „Um der Kritik der ‚Unwirtlichkeit‘ der neuen Planstädte … entgegenzuwirken engagierte … die Neue Heimat den Soziologen Alexander Mitscherlich als Berater … mit der Entlastungsstadt Neuperlach in München wagte sich das Unternehmen an das damals europaweit größte Siedlungsbauprojekt: geplant war es für 80.000 Bewohner … gigantische Großprojekte wie das … Universitätsklinikum Aachen“
  • „Die … oft reflexartige Assoziation mit als problematisch rezipierten Großsiedlungen behinderte lange Zeit eine differenzierte … Einschätzung ihrer Bauprogramme … höchste Zeit, die Geschichte der Neuen Heimat einmal genau zu betrachten: gegenwärtig wird … der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum immer lauter, und es ist offensichtlich, dass es … für die rasche Umsetzung dieser Forderung an einem vergleichbaren Instrument fehlt, wie es die Neue Heimat … war. Der zeitliche Abstand von über einer Generation bietet die Chance für eine kritische Untersuchung: Was ist aus den sozialdemokratischen Visionen eines bis heute angestrebten ‚Wohnen für Alle‘ geworden?“

Aus der Ausstellung:

  • Hamburg Alsterzentrum / Alster-Manhattan: “… sollte St. Georg bis zur Außenalster überbaut werden und mit 5 terrassierten … Türmen 6.500 Wohnungen für 20.000 Menschen schaffen … Das Projekt scheiterte am Widerstand … der in St. Georg angesiedelten Einzelhändler uind der Gewerbetreibenden in der Innenstadt“
  • Großsiedlungen der Neuen Heimat: Bremen / Neue Vahr, Frankfurt / Nordweststadt, Hamburg / Altona, Hamburg / Gartenstadt Hohnerkamp, Hamburg / Mümmelmannsberg, Heidelberg / Emmertsgrund, Kassel / Documenta Urbana, Kassel / Siedlung Auefeld, Kassel / Siedlung Helleböhn, Kiel / Mettenhof, München / Siedlung am Hasenbergl, München / Neuperlach, München / Parkstadt Bogenhausen, Nürnberg / Nachbarschaft U
  • „…mittlerweile einzelne Bauten der Neuen Heimat wie die Neutra-Siedlung in Walldorf (1986), das Aalto-Hochhaus (1998), die Gartenstadt Farmsen (2003) und das Universitätsklinikum Aachen (2008) unter Dennkmalschutz“
  • „Der Neue-Heimat-Skandal … Ein Bericht im ‚Spiegel‘ vom 8.2.1982 machte einen Veruntreuungsskandal von Geldern durch Vorstandsmitglieder in Millionenhöhe öffentlich“
  • Kassel: Documenta Urbana, Bauzeit: 1978-1982. „Die zur documenta 7 im Jahr 1982 entstandenen „Versuchs- und Vergleichsbauvorhaben“ auf der Kasseler Dölche gehen auf documenta-Gründer Arnold Bode zurück … Beirat … lud 9 Architekten zu einem Wettbewerb ein. Aber anstatt gegeneinander zu konkurrieren, schlossen diese zusammen und erarbeiteten … eine städtebauliche Gesamtkonzeption … ‚Wohnschlange‘ “
  • Hamburg-Hohnerkamp, Bauzeit: 1953-1955: „das erste große Siedlungsprojekt nach 1945 außerhalb des sozialen Wohnungsbaus und die erste Gartenstadt der Neuen Heimat … setzte Hans B. Reichow hier erstmals die Ideen seiner „Organischen Stadtbaukunst“ (1948) um“.

Gerhard Matzig (SZ, 27.2.2019): Der Traum vom neuen Anfang. In München ist eine fulminante Schau über die Nachkriegsgeschichte der “Neuen Heimat” zu sehen. Was bleibt von der sozialdemokratischen Utopie eines anderen Wohnens? – “… Geschichte einer Institution, die Anfang des 20 Jahrhunderts … hoffnungsvoll als Fanal eines neuen Denkens und Bauens begann – und nach bald einer halben Million gebauter Wohnungen … skandalumtost als finanzmafiöses und stadtplanerisches Debakel endete … Neuperlach heute als eher unwirtlich wirkende, räumlich befremdliche, kaum urban wirksame Städtebau-Enttäuschung …”


Pinakothek der Moderne

“Mit vier Museen zu Kunst, Graphik, Architektur sowie Design unter einem Dach gehört die Pinakothek der Moderne zu den größten Sammlungshäusern Europas. Die transdisziplinäre Programmatik – ihre “Vierfaltigkeit” – ist visionär und weithin einmalig”, www.pinakothek-der-moderne.de/